Vom Ein-Mann-Betrieb zum Familienunternehmen

Firma „Hans Hass GmbH & Co. KG“ feiert 75-jähriges Jubiläum (von Birte Sieland)

Ein runder Firmengeburtstag ist eigentlich immer ein Grund zum Feiern – mit der Belegschaft und mit den Kunden. Das hatte auch Hauke Haß vor, der die Dachdeckerei „Hans Hass GmbH & Co. KG“ im Rosseer Weg in dritter Generation leitet: Zum 75-jährigen Jubiläum des Eckernförder Unternehmens war in diesen Tagen eine größere Feier geplant. Corona und die damit verbundenen aktuellen Beschränkungen machen ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung.

„Wir wollten einen großen Empfang geben für Mitarbeiter, Familie, Vertreter der Handwerkskammer, des Innungsverbandes, den Lieferanten, Partnern und unsere Architekten“, sagt der 50-jährige Diplom-Ingenieur. „Wir hatten auch eine Ausstellung in Vorbereitung. Das ist nun alles (gecancelt) abgesagt.“ Stattdessen gibt er ein Frühstück für die Belegschaft aus, wobei die Teams corona-gerecht als feste Kolonnen unter sich bleiben – wie seit Beginn der Pandemie im Frühjahr.

Vor 75 Jahren bedrohte zwar kein Covid-19 die Menschen, doch die Zeiten waren auch damals sicherlich alles andere als einfach: Am 5. November 1945 – etwa ein halbes Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs – gründete Dachdeckermeister Hans Haß einen kleinen Handwerksbetrieb in seinem Elternhaus, kaum dass er aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war. Zu tun gab es damals reichlich, doch es mangelte oft an Baumaterial. Für Transporte nutzte Hans Haß anfangs noch einen Handkarren, während der Firmenfuhrpark heute aus neun Kolonnenfahrzeugen, drei Pkw und zwei Kränen besteht. Und arbeitete der Großvater anfangs noch oft allein, kann Enkel Hauke auf ein Team von 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen.

1973 übernahm Hans Peter Haß die Leitung der Dachdeckerei von seinem Vater und zog 1975/76 mit dem Unternehmen von der Bürgermeister-Heldmann-Straße in die neuen Firmenräume im Rosseer Weg 40-42 um. Später stieg sein Sohn Hauke mit ein, der seit 2003 Geschäftsführer ist. Obwohl sich der Betrieb über die Jahre vergrößert hat, ist die Grundstruktur eines Familienbetriebs bis heute geblieben: Ehefrau Clarissa arbeitet als Diplom-Betriebswirtin im Büro, und Tochter Hannah hat in diesem Jahr nach dem Abitur ihre handwerkliche Ausbildung im Unternehmen begonnen.

Drei Gewerke sind hier vereint: Dachdeckerei, Zimmerei und Bauklempnerei. Zudem wird als eigene Sparte noch ein Krandienst und Hubsteigerservice betrieben, den viele ortsansässige Handwerker und Privatkunden regelmäßig -beispielsweise zum Baumschnitt oder für Lastentransporte- nutzen. Ob Neubau, Sanierung oder Erweiterungsbau, ob Dachrinnenreinigung, Ausbau von Dachgauben oder das Richten kompletter Dachstühle für Haus und Carport – die Mitarbeiter haben weitreichende Erfahrung in allen Bereichen am Dach. Und diese Erfahrung wird weitergegeben, denn die Firma bildet seit vielen Jahren aus. So lernen die Auszubildenden, von denen es momentan fünf gibt, unter anderem die Verlegung verschiedener Materialien wie Betondachsteine, Schiefer, Bleche, Bitumen, Flachdachbahnen und Biberschwanz-Ziegel oder Techniken wie die „Mönch- und Nonneneindeckung“. Für interessierte Schülerinnen und Schüler werden gerne Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt, um Einblick in den vielseitigen Ausbildungsberuf zu geben. Neben den Gesellen vermitteln zwei Dachdeckermeister als Bauleiter die nötigen Kenntnisse, darunter Andreas Flügge, der vor 37 Jahren seine Lehre hier begonnen hat und nun Prokurist im Betrieb ist.

Darüber hinaus engagiert sich die Dachdeckerfirma für lokale, ehrenamtliche Projekte: Für das Naturfilmfestival Green Screen zum Beispiel stellen die Mitarbeiter seit Beginn 2007 das große Plakat am Lornsenplatz auf; dieses Mal haben sie (zudem) die Gerüste für die Vorstellungen in der St.-Nicolai-Kirche errichtet. Auch die Alte Fischräucherei wird jedes Jahr tatkräftig unterstützt.

Zwar bestimmen Arbeiten an Einfamilienhäusern und zeitgenössischen Bauten den Alltag der Teams, doch auch in der Denkmalpflege kennt sich das Unternehmen aus. „Ich habe ein Faible für historische Gebäude“, bekennt Hauke Haß. Zu den jüngsten Aufträgen gehörten in Eckernförde die Turm- und Dacheindeckung der St.-Nicolai-Kirche sowie in Waabs Sanierungsmaßnahmen an der Marienkirche. 2013 wurde die „Hans Hass GmbH & Co. KG“ für Klempnerarbeiten beim Mausoleum auf Schloss Noer mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet.

Im Juni 2024 konnte die Dachdeckerei Hans Hass GmbH & Co.KG eine besondere Ehrung entgegennehmen. In Koblenz erhielt Hauke Haß die goldene Ehrennadel für 50 jährige Mitgliedschaft bei der Dachdeckereinkaufgenossenschaft  DEG alles für das Dach e.G.